Musikalische Lesung an der Verbundschule
Oli und Frieda
Ein Konzert mit Oliver Steller in Weichersbach
Text von Manuela Alt
Donnerstag, 30.11.2023, 1. Stunde: Heute ist alles anders als an den anderen Donnerstagen. Alle Schüler sind schon zur ersten Stunde zur Schule gekommen, obwohl der Unterricht donnerstags für viele erst zur zweiten beginnt. Die Züntersbacher und Oberzeller Schüler machen sich gleich auf den Weg zur Bushaltestelle, um mit dem Linienbus zur Grundschule in Weichersbach zu fahren. Denn dort erwartet die Grundschüler der drei Grundschulen ein einzigartiges Konzert mit Oli und Frieda.
Oli heißt eigentlich Oliver Steller, ist Rezitator und Musiker und laut FAZ „die Stimme der deutschen Lyrik“, die nach der Schule seine Liebe zur Literatur wiederentdeckt hat (vgl. https://www.oliversteller.de/). Und Frieda? Frieda, das ist Olis aufsehenerregende, metallisch glänzende Gitarre.
Auf den Bänken und Stühlen der Weichersbacher Turnhalle rutschen die Schüler aus Oberzell, Weichersbach und Züntersbach samt ihren Lehrerinnen und der Schulleiterin, Frau Weigand, unruhig hin und her und harren dessen, was da kommen mag. Dann gibt Frau Weigand das Zeichen zum Start der Veranstaltung, indem sie Herrn Steller herzlich willkommen heißt und ihre Spannung und Vorfreude auf das Konzert ausdrückt.
Von da an gehört die Bühne Oliver Steller, der sich als Oli vorstellt und damit die Kinder schon für sich gewonnen hat. Die Kinder hängen an seinen Lippen, wenn er Gedichte ruhig rezitiert, mal mit Gesten untermalt, mal musikalisch unterstreicht. Dass die Schüler selbst Gedichte wiedergeben können, zeigen sie, als sie Oli textsicher und aus vollen Kehlen Theodor Fontanes „Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ mitrezitieren. „Die Spinne Martha“ wird von Oli musikalisch leidenschaftlich interpretiert und schafft es auf Anhieb zum Ohrwurm, der mitgesungen wird … und der nachwirkt - auf dem Weg zum Klassenzimmer, auf dem Schulhof und im Bus wird immer wieder von der sechsbeinigen Spinne, die Paules Wegeschrei verstummen lässt, gereimt.
Dann mimt Oli Johann Wolfgang Goethes Zauberlehrling und lässt die Schüler förmlich spüren, wie das Wasser steigt. Zunächst kann er als Zauberlehrling noch entspannt auf seinem Stuhl sitzen, muss dann aber wegen der ständig steigenden Wassermassen bald auf den Stuhl steigen und von oben hilflos auf das Wasser blicken, bevor der alte Hexenmeister dem Besen Einhalt gebietet. Bei Christian Morgensterns „Die drei Spatzen“ wird es nicht nur Hans, der zwischen Erich und Franz im leeren Haselstrauch sitzt, warm. „Die drei Spatzen“ lässt ein Schmunzeln über die Gesichter der Kinder huschen. Nicht schlecht staunt Oli, als die Schüler auf seine Aufforderung hin Zungenfizzler zum Besten geben. Und dann startet er durch: Für die „Siebzehn Schnitzer“, die auf siebzehn Schnitzsitzen sitzen und ihr Schnitzholz schlitzen, muss selbst der wortakrobatische Oli Anlauf aus der Ecke der Turnhalle nehmen, um seinem Publikum den Zungenfizzler ohne Versprecher präsentieren zu können. Er nimmt ein zweites Mal Anlauf und rast mit Worten durch den Zungenbrecher. Beim dritten Mal erreicht Oli eine derart atemberaubende Geschwindigkeit, dass die Zuschauer mit dem Hören zu langsam sind und Oli - gerade am Beginn - auch schon am Ende des Zungenbrechers angekommen ist. Neues gibt es von Oli noch darüber zu erfahren, warum der Rollmops sauer ist. Außerdem begeistert Oli seine jungen Zuschauer mit Zaubertricks, die so manches Fragezeichen in den staunenden Augen der Schüler entstehen lassen.
Als sich Oli nach etwa einer Stunde literarischer Darbietung verabschiedet, fordern die Schüler instantan eine Zugabe. Oli liefert und wartet mit „Aufsteh`n, Kinder, höchste Zeit!“ und mit dem „Ungezogenen Opa“ auf … und so mancher Schüler meint amüsiert, den eigenen Opa in diesem Gedicht erkennen zu können: „ Genau so ist das bei uns!“ Oliver Steller begeistert, lädt zum Mitmachen ein, macht Literatur spannend, haucht ihr Leben ein! Eine rundum gelungene und lohnende Veranstaltung!